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Mittwoch, 25. November 2009

Text für Literaturwettbewerb Alfred Vater

Die Kunst des Schauspieles

Weise Männer trafen sich in einer Stadt zu einem Gespräch über die Kunst des Schauspiels. Der Erste stand auf und begann: Ich kannte einen Schauspieler der rührte das Publikum zu seinen Gunsten. Ich erlebte ein Stück mit ihm. Bis zur Pause spielte er Komödie, die Laute lachten und mussten sich die Bäuche halten und Tränen rannen über die Wangen. Nach der Pause wandelte sich das Stück in eine Tragödie und packte die Menschen von der sentimentalen Seite. Ein lautes Schluchzen setzte ein, abermals rannen Tränen über die Wangen aber diesmal vor lauter Seelenschmerz. Das ist für mich das wahre Schauspiel, mit den Gefühlen des Zusehers zu spielen wie ein Kind mit einem Ball.

Die anderen Weisen nickten, aber dann stand der Zweite auf und meinte: Ich kann nur halbherzig zustimmen, denn der Schauspieler ist doch nur ein gelernter Handwerker. Schauspiel wie ich sie verstehe ist anderer Art. Ich kannte eine Frau, die hasste ihren Ehegatten über alle Massen. Eines Tages ging sie über den Bazar und entdeckte einen männlichen Sklaven. Der Sklave gefiel ihr sehr und sie fiel in eine Erregung, die sie nicht mehr zu fühlen geglaubt hatte. Abends sprach sie mit ihren Mann über den Kauf eines neuen Sklaven, den sie dringend für Arbeiten brauchte. Der Mann lehnte dieses Ansinnen brüsk ab. Am nächsten Abend bereitete die Frau ein sehr gutes Gericht für ihren Gatten, stellte überall wohlduftende Schüsseln auf und bestellte eine Schar von Musikern. Als der Ehemann nach Hause kehrte begann eine leise Melodie zu erschallen. Die Frau bediente ihn beim Essen, hernach zog sie sich im Rhythmus der Musik ein Kleidungstück nach dem anderen aus, dabei wiegte sie ihre Hüften und näherte sich dem Schlafgemach. Sie räkelte sich erotisch im Bett der Mann trat nackt zu Ihr, sie griff in seine Leibesmitte und nahm den ……….. Am nächsten Morgen bewilligte der Mann seiner Frau den Sklaven.

Die Weisen stimmten zu, aber der dritte erwiderte nun dieses Schauspiel sei zwar raffiniert, aber die Kunst sei uralt, Schauspiel wie er es verstehe sei neuerer Natur. In einem fernen Land gäbe es eine politische Form die hieße Demokratie. Vor den Wahlen treten die Kandidaten vor das Volk. Was die alles versprachen sei unglaublich: Arbeit für alle Sklaven, eine bessere Zukunft, ein neues Gemeindezentrum mit Veranstaltungssaal, Vertrauen immer und überall, neue Straßen, eine bessere Zukunft. Vor den Wahlen gingen sie zu den Leuten und besuchten jede Veranstaltung, Lächeln sei nicht aus ihrem Gesicht zu bringen. Wahre Opern werden über ihre erbrachten Leistungen gesungen. Nach der Wahl sieht man, alles Theater, Tragödie bei den Versprechungen, Komödie bei den neuen Steuern.

Die Weisen stimmten zu, aber der vierte meinte: dieses Schauspiel sei zu banal zu offensichtlich. Er kenne ein Schauspiel das erst nach Jahrzehnten und Jahrhunderten seine Wirkung zeigte. In Jerusalem gab es eine religiöse Sekte. Ihre Wirkungsstätte waren Höhlen vor der Stadt. Nun ihre Lehre war nicht schlecht, nur die Anhänger hielten sich in Grenzen. Sie gaben sich alle Mühe, doch ihre Botschaft drang kaum in die große Stadt. So gingen sie nach Jerusalem und predigten in den Straßen. Ihre Stimme hörten die Menschen kaum. Die Eremiten erkannten, dass sie in Ihrer Erscheinung zu fahl waren. Es mussten Profis her, die sich in Szene setzen konnten. Eine Schauspielgruppe brachte die Erlösung. Ein Schauspieler übernahm die Rolle des Messias und seine Kollegen die Rollen seiner 12 Jünger, sogar Mutter und Vater des Messias wurden besetzt. Die Texte vorgeschrieben und an die Akteure vergeben. Ein paar Zauberkünstler bewerkstelligten die Wunder, die benötigt wurden um Aufsehen zu erregen. Schauspielerkollegen erwachten vom Tod, Andere Kollegen konnten plötzlich wieder gehen. Nun kurz und gut die Publicity wirkte Land auf, Land ab. In Scharren strömten die Leute zu den Veranstaltungen. Die Saat die gestreut wurde ging auf. Eins Tages aber bekam die Schauspielertruppe ein Angebot aus Rom. Nun überlegte man den Ausstieg der Possenreiser. Der Sekte kam es gelegen, denn das Geld für die Schauspieler neigte sich dem Ende. Alle hielten ein großes Finale für das Beste. Nun die Sekte lehrte die Erlösung und so sollte eine Auferstehung inszeniert werden. Mit kleinen und großen Geschenken brachte man die Hohepriester und die Römer auf ihre Seite. Bei der Besprechung für das große Finale wurde die Rollen zugeteilt und der genaue Ablauf durchbesprochen, nur der Schauspieler der den Petrus seit je her spielte fehlte, weil er Zahnschmerzen hatte. Der Einzug nach Jerusalem geriet zu einem Festzug, die Verhaftung wurde medial groß in Szene gesetzt. Pilatus hielt sein Versprechen und lies über eine Freilassung von zu Tode verurteilten Häftlingen abstimmen. Und jetzt waren die Schauspielerkollegen fast das ganze Publikum. Als nun gefragt wurde ob Barabas oder Jesus freigelassen werden sollte, brüllten sie Jesus. Auf der Straße aber erzählten sie, Barabas sei freigekommen. Als der Barabas nach der Auspeitschung und Aufsetzung der Dornenkrone mit dem Kreuz auf die Straße getrieben wurde, stellten sich die Schauspieler neben ihn und begannen um Jesus zu jammern. Bald wäre der Schwindel aufgeflogen, der Schauspeiler der Petrus spielte erkannte natürlich den falschen Jesus nicht. Dreimal fragten ihn die Römer ob zu den Mann gehöre und jedesmal sagte Petrus:“ ich kenne den Mann nicht“. Bis er begriff welches Spiel hier ablief. Die von einer Schauspielerin dargestellte Mutter von Jesus beweinte den gekreuzigten Bararbas . Sie klagte:“ Mein armer Sohn Jesus“. Spätestens dann glaube die ganze Stadt, der Tote sei jener Jesus. Nach drei Tagen stand Jesus von den Toten auf und sie spielten noch eine kurze Weile und dann verschwand die Schauspielgruppe Richtung Rom. Es war ihr letzter Auftritt in Rom, den ihr Manager hatte ihnen verschwiegen das sie im Circus Maximums mit Löwen auftreten sollten, was abrupt zum Ende ihrer Karriere führte. Die religiöse Sekte verbreitete sich rasch und überzog den Vorderen Orient und anschließend Südeuropa mit Kirchen. Ihr Glaube wurde Staatsreligion und sie begannen die Welt zu erobern.

Das sei die hohe Kunst des Schauspieles, denn noch heute glauben viele an den Messias.

Alfred Vater