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Freitag, 28. November 2008

Walter Wippersberg Lesung

Walter Wippersberg war am 31.10.2008 bei uns. Seine Lesung regte zu einem Gespräch an.


Donnerstag, 27. November 2008

Lieblingsbilder 12

Edgar Ende (1901-1965)



Es beginnt zu regnen. Der Mann tritt in ein Geschäft um sich vor der Nässe zu schützen. Er beginnt mit der Geschäftsfrau ein Gepräch. Der Laden wird abends geschlossen und der Mann bleibt. Sie heiraten und es kommt ein Sohn zur Welt. Der bekannte Schriftsteller Michael Ende. Der Mann ist sein Vater der Maler Edgar Ende.



Dienstag, 7. Oktober 2008

Lieblingsbilder Teil 11

Jean-Honoré Fragonard (1732-1806)

Das Zeitalter des Rokoko kam mit dem Aufstieg des kleineren Adels. Die Themes wurden verspielter und Szenen aus dem Alltag traten in Erscheinung. Fragonard malte das Vergnügen und die Lust. So langsam der Übergang vom Barock ins Rokoko war, so schnell verschwand es als die ersten Köpfe rollten bei der französichen Revolution. Die Bilder von Fragonard behielten ihren Reiz.

Montag, 15. September 2008

Schubert Oktett in Ruprechtshofen So 14.09.2008

Es war eine Schubertiade in Niederneukirchen.
Die Musik riss alle mit in den Wienerwald zu Schuberts Zeiten. Die Musik wurde großartig gespielt und die Interpreten erhielten viel Applaus.

















Handeln in der Aussichtslosigkeit

(Nachstehend die am 13. Sep. 2008, anlässlich der Eröffnung des autonomen Stadtteilbüros Wieserfeldplatz gehaltene Festrede)

Handeln in der Aussichtslosigkeit
ein gelehrter Vortrag von Andi Wahl

Am Mittwoch dieser Woche, also vor drei Tagen, wurde in der Nähe von Genf der größte Teilchenbeschleuniger aller Zeiten in Betrieb genommen. Seither sausen Protonen in einer 27km[1] langen Röhre im Kreis. Die Geschwindigkeit dieser kleinen Teilchen wird in den kommenden Monaten immer weiter erhöht, bis sie annähernd Lichtgeschwindigkeit erreicht hat.[2] Nach dieser Beschleunigungsphase wollen die WissenschafterInnen dann Teilchen aufeinander knallen lassen. Sinn dieses „größten Experiments in der Geschichte“ ist es, dem Higgs-Teilchen auf die Schliche zu kommen. Nach gängiger Theorie haben die Teilchen, aus denen Sie und ich und der Rest der Welt bestehen, keine Masse an sich, sondern erhalten diese erst durch den sogenannten Higgs-Mechanismus.[3] Damit dieser Mechanismus aber funktioniert, braucht es, so die Überzeugung der theoretischen PhysikerInnen, ein besonders schweres Teilchen. Eben das Higgs-Teilchen.
Uns Laien mag das alles wie eine Spielerei großer Kinder mit zuviel Zeit und zuviel Geld anmuten.[4] Es geht dabei aber darum zu erforschen, woher die Welt ihre Masse hat. Es geht also um nichts Geringeres um das Gewicht der Welt.

Bei einem anderen Experiment in dieser Teilchenbeschleunigeranlage will man Kerne von Bleiatomen aufeinander prallen lassen. Damit soll der Urknall – wie er vielleicht vor 13 Milliarden Jahren stattgefunden hat - nachgestellt (oder wiederholt) werden. Kritiker dieses Experimentes fürchten, dass dabei auch kleine Schwarze Löcher entstehen, die in weiterer Folge die Welt von innen auffressen und letztendlich das ganze Weltall vernichten.[5]

In Genf also versucht man mittels Geschwindigkeit, Antworten auf fundamentale Fragen zu finden. Auf eine ganz andere Art nähert sich der in Jena lehrende Soziologe und Politikwissenschafter Hartmut Rosa dem Phänomen der Geschwindigkeit an. Er beschäftigt sich u.a. mit der technischen und sozialen Beschleunigung unserer Gesellschaft. Die Geschichte der Moderne, so Rosa, sei gleichzeitig die Geschichte von Beschleunigung.[6] Aufgrund des Zeitgewinns durch technischen Fortschritt entstehe Zeitnot und nicht Zeitgewinn. Laut Rosa führt die Zunahme an Möglichkeiten, die den Individuen heute offen stehen, dazu, dass ein Mensch die ihm gegebenen Möglichkeiten im Laufe seines Lebens nicht einmal annähernd ausschöpfen kann. Die "Steigerungsrate übersteigt die Beschleunigungsrate". Wir können gar nicht schnell genug leben, um alle uns gebotenen Möglichkeiten auszukosten. Das wird, so Rosa weiter, dazu führen, dass das Individuum gar keine Möglichkeit haben wird, „lebensgesättigt“ zu sterben.
Rosa entwickelt eine ganze Reihe interessanter Ansatzpunkte, und jeder Einzelne davon ist es wohl wert, genauer erörtert zu werden. Ich möchte mich hier aber nur auf eine Nebenbemerkung von Rosa konzentrieren, die er vor einigen Wochen in einem Radiointerview fallen ließ. Rosa stieß im Rahmen seiner Forschungsarbeit auf eine immer breiter werdende Diskussion, die in sogenannten Think-Tanks geführt wird: Angesichts des Aufstiegs Chinas wurde ein entscheidender Nachteil der Demokratie erkannt. Sie ist zu langsam. Die Wirtschaftsmechanismen, aber auch die technischen Fortschritte haben sich so beschleunigt, dass demokratische Entscheidungsprozesse nicht (mehr) schnell genug auf diese Veränderungen reagieren können. Waren, Kapital, Firmensitze sausen mit einer Rasanz um die Welt, die demokratische Politik völlig überfordert.
Damit fällt ein Dogma der (westlichen) Politikwissenschaft. Bisher galt der Grundsatz, dass freie Marktwirtschaft und eine liberal-demokratische Gesellschaftsordnung untrennbar zusammen gehören. Auch im Falle Chinas wurde bis vor kurzen angenommen, dass die Einführung des freien Marktes „zwangsläufig“ eine Art bürgerlich-demokratische Revolution auslösen werde.
Jetzt kann man dieses Dogma natürlich belächeln, gibt es doch so viele Beispiele, wo hohe Profitraten erste durch Diktaturen ermöglicht wurden. Ein wunderbares Buch dazu hat z.B. Naomi Klein 2007 vorgelegt.[7] Hier weist sie faktenreich nach, wie Gesellschaften von einer Phalanx aus neoliberaler Wirtschaftwissenschaft und Gewaltherrschaft überrumpelt werden.
Das Dogma, dass wirtschaftliche Freiheit auch politische Freiheit nach sich ziehe, hatte aber auch einen Umkehrschluss: Der Markt, so die bisherige Meinung, brauche annähernd demokratische Verhältnisse, um sich entwickeln zu können. Nun, wo dieses Dogma fällt, wird immer klarer, dass die Ökonomie, mit der wir es heute zu tun haben, schnelle Kommandostrukturen benötigt. Kommandostrukturen, wie sie in China eben gegeben sind.
Will man dieses Phänomen in eine marxistische Terminologie fassen, so benötigt der Stand der Produktivkräfte einen neuen gesellschaftlichen Überbau. Ist an dieser Analyse etwas dran, so waren die Kommandostrukturen im ehemaligen sogenannten Ostblock ihrer Zeit – oder eben dem Stand der Produktivkräfte – nur voraus. Hier entsteht vielleicht ein Treppenwitz der Geschichte: Die marxistische Zukunftserwartung, die Sozialismus und Kommunismus versprach – jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen – hat sich als unrichtig erwiesen. Die Pervertierung der Sozialistischen Ideen, die sich in einem zählebigen Unterdrückungssystem materialisierte, war aber zukunftsweisend.

Nun, meine Damen und Herren, ich will nicht mehr länger um den heißen Brei herum reden: Die Demokratie ist ein Auslaufmodell und wird gerade jetzt in unseren Tagen abgeschafft. Hierfür gibt es nicht erst Anzeichen, sondern eine ganze Reihe handfester Beweise. Seit über zehn Jahren haben wir es mit dem Phänomen der „Entpolitisierung der Politik“ zu tun. Die Politik – und zahlreiche Aussagen aktiver PolitikerInnen belegen das – hat ihren Gestaltungswillen längst aufgegeben. Die Politik hat sich auf die symbolische Ebene zurück gezogen oder sieht sich nur noch als Verwaltung, die Abläufe koordiniert und Standortwettbewerbe führt. In dieses Bild passt auch das sogenannte „Demokratiedefizit der EU“. 80 oder 90% der relevanten Entscheidungen ihrer Mitgliedsstaaten werden von der EU getroffen. Und zwar nicht im Europäischen Parlament, sondern in Kommissionen. Um im Wettbewerb mit den USA, mit China, mit Russland bestehen zu können, bedarf es zentralistischer Entscheidungsstrukturen. Die Produktivkräfte schaffen sich einen passenden Überbau. Das gefällt dem gemeinen Volk natürlich nicht, und immer wenn man das Volk mitreden lassen muss, verdirbt es alles, verweigert den nächsten Schritt in der „Vertiefung des EU-Prozesses“. Noch ein Grund, den Demokratieabbau weiter voran zu treiben – sonst steigt Europa nie zu einer Weltmacht auf!

Mit der Demokratie geht nun einer weiteren sogenannten „Großen Erzählung“ die Luft aus. Nachdem Religionen und der Sozialismus bereits ins Altenteil geschickt wurden, zieht nun auch die Demokratie ins Siechenheim der Geschichte ein. Die großen Utopien – soviel messianischen Weitblick getrauen ich mir hier zu verbreiten – sind gescheitert. Was ich aber beim besten Willen nicht sagen könnte, ist, ob wir diesen Utopien nachtrauen sollen?

„Utopie“ aus dem griechischen ou (für nicht) und topos (für Ort) gebildet, bezeichnet – folgt man der Wortbedeutung – einen „Nicht-Ort“. Utopien stehen für wünschenswerte Zustände, die an keinem Ort dieser Welt existieren. Und weil sie in unserer dreidimensionalen Welt nirgends existieren, verschiebt man ihre Existenz in die vierte Dimension – in die Zeit. Danach hätte es ideale Zustände in der Vergangenheit gegeben,[8] oder es würde solche Zustände in der Zukunft geben.[9]
Wenn aber jetzt die Utopien absterben, was bleibt uns dann? Wonach richten wir unser Streben aus, was gibt uns Handlungsorientierung?

Wenn nun die Utopien absterben, dann bleibt uns vielleicht das Gegenteil von Utopie. Und das Gegenteil von Utopie, dieses unbestimmten Ortes in einer unbestimmten Zeit – das Gegenteil von Utopie ist das Hier und Jetzt. Das Gegenteil von Utopie ist der Wieserfeldplatz am 13. September 2008 um XX:XX.

Hier hat sich eine Gruppe von Menschen formiert, die sich von den oben skizzierten Entwicklungen nicht einschüchtern lässt. Menschen, die sich nicht ständig fragen, wie wird das alles noch werden, sondern die, nachdem wir nicht wissen, was die Zukunft bringen wird, hier und jetzt handeln. Sich einfach anmaßen zu tun, was sie für richtig halten. Wenn das Stadtmarketing sich nur um die Postkartenansicht des Hauptplatzes kümmert, was soll’s? Das Leben findet ohnehin wo anders statt. Dann macht man eben selbst ein Stadtteilbüro auf. Wenn das Stadtbauamt Plätze produziert, auf denen Menschen wie Fremdkörper wirken – gut. Dann gestaltet man diese Plätze eben so um, dass man sich auf ihnen wieder wohl fühlen kann.
Ein interessanter Vorgang im Übrigen, wenn der öffentliche Raum, das öffentliche Gut von den VertreterInnen der Öffentlichkeit so verschandelt wurde, dass eine neuerliche Vergesellschaftung notwendig ist. Die Öffentlichkeit, die Bewohner dieses Stadtteils, müssen sich ihren eigenen öffentlichen Raum zurück erobern, aus dem sie mit architektonischen Mitteln vertrieben wurden. Als ob ich Sie als Haumeister einstellen würde, um mein Haus zu verwalten und in Schuss zu halten, und Sie mauern alle Fenster zu und wechseln die Schlösser aus, damit ich nie wieder hinein kann. So ein Hausmeister, so eine Verwaltung und so eine Politik gehören eigentlich mit nassen Fetzen aus ihren Ämtern verjagt! Oder man nimmt ihnen einfach das Heft aus der Hand, gestaltet selbst, macht sein eigenes Stadt-Rad, sein eigenes Denk-mal-Amt, und sein eigenes Stadtteilbüro. Diese Aneignung der Hoheitsbegriffe wie Amt, Stadtrat, Büro drückt auf einer symbolischen Ebene aus, was hier in den nächsten Monaten, und hoffentlich Jahren, passieren wird: Teile des Volkes nehmen ihren Stadtteil in die eigene Hand. Und wer mitmachen will, ist willkommen. Wer nicht will, kann es auch bleiben lassen – es gibt keinerlei Zwang.

Die Organisationsform ist einfach und transparent, es ist die des Palavers. In weiten Teilen Afrikas gehört der Palaver zu den guten Umgangsformen. In unseren Breiten wird er oft als ineffizientes, zeitvergeudendes Herumgerede missverstanden. Hier stoßen zwei unterschiedliche Konzepte aufeinander. Nach dem einen Konzept – ich nenne es jetzt einmal das kapitalistisch-effiziente - trifft man sich, um ein Ziel und eine Vorgangsweise zur Erreichung diese Zieles zu vereinbaren. Das andere Konzept – eben das des Palavers – begreift die Zusammenkunft selbst als Teil des Zieles. Hier trifft man sich und versucht, allen Anwesenden die gemeinsame Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Und wo die einen immer Gefahr laufen durch Ineffizienz Zeit zu verlieren, können die anderen nur Zeit gewinnen. Nämlich angenehm verbrachte Lebenszeit.
Und um nichts anderes geht es bei diesem Projekt: Das Leben jetzt und hier zu gestalten, sich zu fragen, wie wollen wir leben, und das gleich – hier und jetzt - in die Tat umzusetzen.

Und wenn die in der Schweiz mit ihren Teilchenbeschleunigern in ein paar Monaten doch Schwarze Löcher produzieren, die uns alle klein-klein verschlucken, dann haben die Leute des Kollektivs wenigstens diese paar Monate gut, ja ich möchte sogar sagen richtig gelebt.

Daher mein Appell an Sie, liebe Festgäste, hoch verehrte Ehrengäste, liebe Freundinnen und Freude des Kollektivs: Schieben Sie sich ihre Utopien in den Arsch, leben Sie und engagieren Sie sich hier und jetzt so, als seien Ihre Utopien bereits verwirklicht. Immerhin gilt es immer noch Ihr Leben zu leben.
[1] Exakt handelt es sich um eine Länge von 26.659 m
[2] Nach den mir zugänglichen Berechnungen sollen 99,9999991 Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreicht werden.
[3] Benannt nach dem britischen Physiker Peter Higgs, der 1964 eine grundlegende Arbeit dazu veröffentlichte.
[4] Die geschätzten Kosten des Experiments belaufen sich auf 3.000.000.000 Euro
[5] Prominentester Vertreter der Kritik ist der deutsche Biochemiker und Chaostheoretiker Otto Rössler, der annimmt, dass die Zerstörung der Welt in „einem Zeitraum von vier bis 50 Jahren“ stattfinden wird.
[6] vgl. Rosa, Hartmut: Beschleunigung - Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Frankfurt a. Main 2008
[7] Klein, Naomi: Die Schockstrategie – Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, Frankfurt a. Main 2007
[8] Hier meine ich etwa Matriarchat, Urchristentum, griechische Polis usw.
[9] Himmelreich, klassenlose Gesellschaft, Paradies, Herrschaft der arischen Rasse, Gewaltfreiheit usw.

Dienstag, 2. September 2008

Lieblingsbilder Teil 10

H. R. Giger (1940)

Ein Maler der mit dem Luftpinsel gemalt hat. Er führt uns in eine Welt von morgen und sie ist beängstigend. Biomechanoid sind seine Schöpfungen. Bekannt wurde Giger, aber durch ein Filmmonster, das er entworfen hat - Alien .

Freitag, 25. Juli 2008

Minotauros

Alfred Vater


Samstag, 19. Juli 2008

Akt 3


Alfred Vater

Donnerstag, 17. Juli 2008

AKT2

Alfred Vater

Mittwoch, 16. Juli 2008

Akt1


Alfred Vater

Akt 1

Montag, 14. Juli 2008

Lieblingsbilder Teil 9

Rembrandt van Rijn (1606-1669)



In der Zeit des Barock (etwa von1575 bis 1770 ) wurden "große" Bilder gmalt. Mit bis zu 200 Figuren die theatralisch im Raum stehen. Die Verwendung der Perpektive und der Lichtgebung verstärken den ausladeten Stil (siehe Rubens, Tiepolo, Poussin, El Greco). Rembrandt hatte seine eigene Malerwerkstätte mit Gesellen und Lehrlingen und führte Arbeitsaufträge aus. Das berühmte Bild "Die Nachtwache" wurde als gelungene Arbeit geschätzt. Für mich aber sind die besten Rembrandts, wenn er den barocken Still verlässt und uns mit seinen braunen, gelben Tönen uns auf ein Thema stösst. Rembrandt zwingt uns den geschlachteten Ochsen geadezu auf und lässt uns Nachdenken über Sein und Vergehen.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Der Ameisenbär

Im Dschungel begann es hell zu werden. Die Tiere begaben sich zum Wasserloch um zu trinken. Sie erstarrten, denn dort war ein großer Tiger und im Wasser schwamm ein riesiges Krokodil. Die Tiere versteckten sich, lugten aber dabei auf die Lichtung mit dem kleinen See.
Keiner traute sich näher. Sie zuckten zusammen als hinter ihnen ein Knacken der Gebüsche zu hören war. Es näherte sich etwas. Die Tiere duckten sich, zum Vorschein kam ein lässiger Ameisenbär:“ Hallo Tierchen, was ist mit euch den los, wollt ihr nicht plantschen gehen?“ Die Angesprochenen zeigten stumm auf die Wasserstelle. „Aha da liegt das Problem“: Der Ameisenbär räusperte sich, richtete sich auf und schlenderte gelassen zum Tiger. Dieser drehte sich um und sah den Bären vor sich Stellung nehmen. „ He, das ist aber kraß, weißt du Kätzchen, warum Tiger auf der Liste der bedrohten Tierarten stehen? Ich sage es dir, ich kille sie alle, ich reiße mit meinen Krallen den Tigern die Bäuche auf und erwürge sie mit ihren eignen Gedärmen und aus den Schwänzen mache ich mir zu Hause einen Schnürlvorhang!“
Dem Tiger sah der Ameisenbär zwar nicht gefährlich aus, aber man wußte ja nicht. Er trottete davon. Nun wandte sich der Ameisenbär dem Krokodil zu:“ He heute Abend trage ich sicher Krokodillederschuhe, ich ziehe dir die Haut bei lebendigem Leibe ab. Weil ich heute einen guten Tag habe, lasse ich es dir aussuchen ob ich am Kopf oder am Schwanz anfange, dich zu lebendig zu häuten!“ Das Krokodil hatte gesehen wie der Tiger ging, wenn der Tiger sich nicht traute dann……….. Das Krokodil verschwand wortlos.
Die Tiere freuten sich, dankten dem Ameisenbären, der schwang sich auf einer Liane ins Wasser und jauchzte :“ Ich hätte mich vor Angst fast angemacht, aber dann war es cool!“
Als der Ameisenbär aus dem Wasser kam, hörte er ein leises Stöhnen : nnnng,nnng . Er blickte sich um und sah eine kleine Schildkröte, die auf dem Rücken lag. Er ging hin und drehte sie um.
Aber dann begann es in seiner Bauchgegend zu rumoren, ein seltsames, scheußliches Gefühl machte sich breit - Hunger. Er verschwand in den Büschen, suchte einen großen Ameisenhügel. Er atmete tief durch und begann mit seinen Krallen den Bau aufzureißen. Er begann zu fressen, er schlürfte, er schmatzte, er futterte, er haute sich die Ameisen hinein. Aber die Soldatenameisen kamen und zwicken ihn fürchterlich, noch ehe er richtig satt wurde, war es unerträglich. Es blieb nur die Flucht, anschließend wälzte er sich auf dem Boden um die kleinen Biester loszuwerden. Da hörte er ein: nnng, nnng.
Die kleine Schildkröte lag wieder auf dem Rücken. Der Ameisenbär drehte sie wieder um. Er sah sie lange an und setzte sich neben sie: „Du hast es gut mit deinem Panzer, du kannst den ganzen Tag fressen. Ich möchte so gerne mal eine dicke, fette Ameisenkönigin schnabulieren und proppevoll sein, es geht nicht, es geht nicht“. Die Schildkröte sah zu ihm auf:“ Du hilfst allen und kannst dir nicht selber helfen“. Der Ameisenbär sprang auf: „Ja du hast recht, und ich weiß jemanden der mir helfen kann, nämlich der, der mich vermurkst hat – Gott“. Die Schildkröte wollte noch etwas sagen, aber es war zu spät der Bär eilte davon. Er lief zum Berg, erklomm ihn und stand bald auf seiner Spitze. Er blickte zum Himmel: „He Gott, Gott hilf mir bitte, Gott du hast da einen Fehler gemacht. Ich möchte in Ruhe fressen. Dich würde es ja auch stören, wenn dich das Schnitzel, das du ißt, zwicken würde. Bitte laß dir was einfallen“. Der Ameisenbär wartete und wartete und wartete und wartete…
„He Gott , jetzt tu doch was, laß mich nicht so hängen- ich bitte dich darum!“ Es wurde dunkel und wieder hell, der Ameisenbär harrte auf dem Gipfel aus:“ Gott, was ist los mit dir, gib mir ein Zeichen, nein du gibst kein Zeichen, Du hilft mir nicht, ganz einfach, weil es Dich gar nicht gibt“….. Da begann sich der Himmel zu verdunkeln, Blitze zuckten über den Himmel, Donner grollte, ein fürchterlicher Regen setzte ein. Der Ameisenbär krallte sich am Felsen fest, völlig durchnäßt starrte er gegen den Himmel. Da rissen die Wolken ein Stück auf und ein greller Sonnenstrahl fiel auf ihn und ………………………. Dann geschah nichts mehr.
Der Ameisenbär wandte sich um, kehrte ins Tal zurück und angekommen hörte er ein: nnng, nng. Er suchte nicht lange und fand die Schildkröte. Er half ihr auf die Füße. Traurig senkte er seine Schnauze. Die Schildkröte tröstete ihn: „Ich wollte es dir noch sagen, es hat keinen Sinn Ihn um etwas zu bitten. Weißt du ich liege mein halbes Leben auf dem Rücken, wie oft habe ich Gott gebeten mir zu helfen, noch nie hat er mir geholfen. Aber ich habe nachgedacht, was du mir erzählt hast. Wenn du einen Panzer oder eine dicke Haut hättest, würdest du alle Ameisenköniginnen fressen und bald würde es keine Ameisen mehr geben und ohne Ameisen würde es dich auch nicht mehr geben. Ameisenbären überleben nur deshalb weil sie eine dünne Haut haben und die Ameisen dadurch überleben können. Gott hat mir noch nie geholfen, aber ich danke ihm jedesmal, wenn ich auf die Füße komme“.
Der Ameisenbär überlegte eine Weile: „Für uns Erdenbewohner ist Helfen gut, aber wer nicht hilft und trotzdem gut ist, ist göttlich – cool“.

Alfred Vater

Montag, 30. Juni 2008

Missverständnisse

von Doris Rögner


ER, in kurzer Hose, unter dem beachtlichen Bauch zugemacht, breitbeinig in rotweißroten Socken auf der Couch. Hält mit beiden Händen die Bierflasche, welche auf dem Bauch abgestellt ist. Der Blick ist starr auf den neuen Flachbildfernseher gerichtet, wo die österreichische Fußballnationalmannschaft gerade versucht, ein Spiel zu gewinnen.

SIE, im adretten beigen Kostüm, schlank, Haare stufig geschnitten, frisch vom Frisör, ist gerade nach Hause gkommen.

SCHAUPLATZ: Wohnlandschaft im Wohnzimmer des gemeinsamen Einfamilienhauses, das von ihm, ihr und der ebenfalls gemeinsamen 15 jährigen Tochter Julia bewohnt wird.

SIE: dreht sich kokett hin und her „Fällt dir was auf?“

ER: zerstreut „Ja, ja, der Kienast hat heute einen schlechten Tag“

SIE: „Ich meine die Frisur!“

ER: „Frisur? Ach ja, er ist blondiert, aber das ist doch nichts Neues“

SIE: resigniert „Ja...“

Pause

SIE: „Ich war heute beim Elternsprechtag. Die Lehrer sagen, die Julia ist sowas von faul“

ER: geistesabwesend „Das war kein Foul“

SIE: „Aber wenn sie es doch sagen, besonders in Mathematik. Stinkfaul!“

ER: „Das wird dann halt ein Elfer werden“

SIE: „Fünfer Schatz, du meinst Fünfer! – Aber eines sag ich dir: Dann lass ich sie nicht zum Christl Stürmer Konzert nach Linz fahren“

ER: „Du brauchst dich nicht so aufzuregen! Linz ist kein schlechter Stürmer. Aber wenn er nicht bedient wird, kannst du jeden Stürmer vergessen, auch Linz“

SIE: „Genau, die Stürmer in Linz kann sie vergessen. Da bleibe ich diesmal standfest!“

ER: „Standfest? Der ist heute schon wieder so unsicher in der Defensive, da muss sich der Hickersberger jetzt wirklich einmal was überlegen!“

SIE: genervt „Du könntest dich wirklich etwas mehr um Julias Erziehung kümmern. Schließlich ist sie auch deine Tochter! Die Nachhilfestunden muss auch immer ich bezahlen. Ich arbeite den ganzen Tag und mir bleibt kaum ein Euro“

ER: gelassen „Irgendwas wird schon bleiben von der EURO, auch wenn die Österreicher ausscheiden. Schließlich ist sie ein historischen Großereignis!“

SIE: verstellt ihm die Sicht auf den Bildschirm und schreit: „Fußball, Fußball und immer nur Fußball. Langsam hab ich es satt!“

ER: schiebt sie sanft zur Seite „Frauen verstehen eben nichts davon. Mein Freund, der Toni sagt das auch immer. Sei lieb, und hol mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank!“

SIE: zischt „Jürgen, du bist ein richtiger Macho“

ER: seufzt „Ich sehe, du bemühst dich. Aber du hast es nicht ganz richtig ausgesprochen. Der heißt Jürgen Macho!“

SIE: „Hol dir dein Bier selber, du Macho“

ER: winkt ab „Später! Jetzt wird’s spannend...jetzt....ja,ja...Toor, Tooor!!!“

SIE: „I werd narrisch“

Jugend und Gewalt

von Andi Wahl

Immer wieder hört man Menschen darüber klagen, dass die jungen Leute immer brutaler werden, und unsere Medien sind voll von Berichten über verzweifelte Lehrer und Pädagoginnen, die sich nicht mehr zu helfen wissen. Die Jugendlichen, so wird uns gesagt, werden immer gewalttätiger und niemand wisse, wohin das noch führen werde.

Jetzt bin ich doch schon lange genug auf der Welt, um aus eigener Anschauung Vergleiche ziehen zu können. Und wenn ich mich zurück erinnere an meine eigene Kindheit und Jugend, so fallen mir eine ganze Menge Raufereien ein, in die ich verwickelt war. Ich glaube, es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht Einen in den Schwitzkasten nahm, oder selbst in einem solchen steckte. Blaue Flecken, Kratzer, Schläge gegen das Brustbein – die im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubend waren – und auf den Rücken gedrehte Arme gehörten sozusagen zu meinem täglichen Brot.

Jetzt könnte man natürlich meinen, dass ich eben ein besonders böses Kind gewesen sei. Aber ich galt als besonders ruhig und sensibel.

Auch wenn sich mein Schwiegervater, der gut 15 Jahre älter ist als ich, an seine Kindheit erinnert, geht es derb zu. Sein Lieblingsspiel, so erzählte er kürzlich anlässlich eines Familientreffens, hieß „Richter, Kläger, Schläger, Unschuld, Dieb“. Der ganze Spaß des Spieles bestand darin, dass sich jemand eine körperliche Strafe ausdenken musste, die, so er Pech hatte, gegen ihn selbst angewandt wurde. Zur Auswahl standen so klingende Bestrafungen wie: Ribisel, Knödel, 1000 Nadeln, Mohnstrudel usw. Hinter diesen Bezeichnungen verbargen sich mittelschwere Misshandlungen, die meist das Hinterteil betrafen.

In der Jugend meines eigenen Vaters wurden Bandenkriege mitunter auch mit Schusswaffen ausgetragen. Die Mühlviertler Wälder waren nach dem Krieg voll von vergrabenen Karabinern, samt Munition. Einer meiner Onkel trug aus solchen Kämpfern eine Schussverletzung davon. Da es sich aber um einen glatten Durchschuss handelte und keine bleibenden Schäden zurück blieben, machte niemand Aufhebens um die Geschichte.

Kurz: Wenn ich mich in meinem eigenen Umkreis umsehe, entsteht bei mir nicht der Eindruck, dass die Jugendlichen immer gewaltbereiter und brutaler werden. Ganz im Gegenteil meine ich, dass es früher um einiges brutaler zuging, das aber niemanden sonderlich interessierte.

Warum dann heute so hysterisch auf jugendliche Gewalt reagiert wird, weiß ich beim besten Willen nicht. Ich habe aber einen leisen Verdacht. Viele Erwachsene beklagen sich über die Gewalttätigkeit der Jugend, weil sie meinen, damit gegen Videospiele oder Gangster-Rap vorgehen zu können. Aus dem einfachen Grund, weil sie weder von Videospielen noch von Gangster-Rap etwas verstehen. (Ich verstehe im übrigen auch nichts davon.) Dabei hat mir noch niemand erklären können, weshalb selbst kleine Kinder die Brutalität von Märchen verarbeiten können – wenn Hexen brennen oder sich Stiefmütter in glühenden Schuhen zu Tode tanzen müssen – die Brutalität von Videospielen aber irreparable Schäden verursachen sollten. Ganz zu schweigen davon, dass man noch immer das Bild eines blutüberströmten Mannes in jedes Klassenzimmer hängt, der nach langer Folter gerade dabei ist, einen Erstickungstod am Kreuz zu sterben. Glaubt irgendwer, dass Kinder und Jugendliche feinfühliger werden, wenn man ihnen Tag für Tag, fünf bis neun Stunden, eine geschundene, blutende, angenagelte und aufgespießte Leiche vor Augen hält? So etwas erzeugt bleibende Schäden! Und viele Menschen brauchen ein ganzes Leben, um diese Schädigungen aufzuarbeiten. Vor drei Tagen wurde dem österreichische Schriftsteller Josef Winkler der Georg-Büchner-Preis zuerkannt. Eine der wichtigsten Auszeichnungen im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Winkler beschreibt in seinem Werk hauptsächlich das Leben in einem vom Katholizismus durchwirkten Dorf in Kärnten. Überhaupt wäre die österreichische Literatur um vieles ärmer, wenn sich nicht so viele Menschen von ihrer „katholischen Vergiftung“ – wie es Peter Turrini nennt – befreien müssten.

Stellen Sie sich ein Videospiel vor, in dem man die ganze Menschheit absaufen lassen kann. Oder eines, in dem man seine Ehefrau einer wütenden Horde von Vergewaltigern preisgibt um ins nächste Label zu kommen? Im Religionsunterricht ist so etwas möglich. Nachzulesen in Genesis 7 und 8, bzw. Richter 19 – 21 im Alten Testament.

Jetzt kann man natürlich sagen, das sind alles alten Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit. Aber auch ein Videospiel ist nur ein Videospiel. Und wenn es wirklich, wie öfter gesagt wird, ein Problem ist, dass Jugendliche nicht mehr zwischen Videospiel und Realität unterscheiden könne und daher nicht wissen, wann es genug ist, dann kann ich den jungen Menschen nur eine Empfehlung geben: Mehr raufen. Denn wer ein paar Mal eine Ohrfeige, einen Ohrenreiber oder eine Kopfnuss gekostet hat, der weiß auch, wann es genug ist.

Für Erwachsene, die sich dann vom jugendlichen Lärm gestört fühlen, gibt es im Übrigen ein neues Gerät auf dem Markt. „Swiss Mosquito“ nennet sich eine Vorrichtung, die einen überaus nervigen Pfeifton erzeugt. Im Grenzbereich des Hörbaren zwischen 16 und 18 kHz, die – so die Broschüre der Herstellerfirma - Menschen über 25, „altersbedingt kaum wahrnehmen“ können. Jüngere aber verlassen fluchtartig den Wirkungsbereich von „Swiss Mosquito“.

Mit so einem Gerät, könnte sich vielleicht so manche Gemeinde den Abriss und Wiederaufbau von Wartehütteln ersparen.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Die Berge sind hoch, und der Kaiser ist weit!


(dies ist ein Beitrag zum April 2008 erschienenen Sammelband "Kapfzonen in Kunst und Medien - Texte zur Zukunft der Kulturpolitik)

In den Jahren 1880 bis 1891 schuf der russische Maler Ilja Repin ein 203 × 358 cm großes Ölgemälde mit dem Titel „Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief.“ Im Zentrum des Bildes sitzt an einem grob gezimmerten Tisch, ein etwa vierzigjähriger Mann mit einer Frisur, als ob man ihm einen Topf aufgesetzt und alle überstehenden Haare abgeschnitten hätte, und schreibt mit sichtlichem Vergnügen. Ihn umgibt eine Vielzahl von Männern mit furchterregenden Schnurrbärten, die sich über das, was sie dem Schreiber diktieren, vor Lachen die Bäuche halten. Manche der Männer können kaum noch stehen vor Lachen, und einer hat bereits einen so roten Kopf, dass man fürchten muss, dass er demnächst einem Erstickungsanfall erliegt. Man sieht, dass sich hier ein derber Haufen einen ebensolchen Spaß erlaubt, und es wird dabei gelacht, wie es einem im Leben nur selten vergönnt ist.

Der historische Hintergrund des Bildes reicht ins 17. Jahrhundert zurück, als der türkische Sultan von den Saporoger Kosaken verlangte, sie sollten sich ihm unterwerfen. Daraufhin taten die Kosaken etwas für sie sehr Ungewöhnliches, sie schrieben einen Brief. Dieser bestand zu etwa 90 Prozent aus Beschimpfungen wie „größter Trottel“, „Schweineschnauze“, „Stutenarsch“, „Metzgerhund“, „Hurensohn“ – um ein paar der harmloseren zu nennen.

Als ich das Bild zum ersten Mal sah, muss ich wohl im Volksschulalter gewesen sein. Der historische Hintergrund war mir damals natürlich nicht bekannt. Aber alleine das Bild reichte aus, um in meiner kindlichen Seele die Vermutung aufsteigen zu lassen, dass das Leben in der Nähe der Mächtigen zwar komfortabler sein mochte, richtigen Spaß könne es aber nur dann machen, wenn die Königshöfe weit seien. Diese kindliche Einsicht verknöcherte im Laufe meines Lebens zu einer festen Überzeugung und wurde im sogenannten Wendejahr erneut bestätigt. In der oberösterreichischen Kulturvereinsszene beobachteten wir die trickreiche und kaltschnäuzige Bildung der schwarz-blauen Regierung mit gehörigem Missfallen. Schon als Wolfgang Schüssel um die Weihnachtszeit sein weißes Hemd auszog und einen schwarzen Rollkragenpullover aus dem Kasten holte, waren wir alarmiert. Schüssel mimte nun in Fernsehdiskussionen den nonkonformistischen Denker, der bereit war, mit Überkommenem zu brechen. In meiner Erinnerung war das auch die Zeit, in der sich Schüssel seine salbungsvolle, pfäffische Art zu sprechen antrainierte. Als es dann zur Regierungsbildung kam, spannten sich in der Kulturinitiativenszene alle Muskeln. War Oberösterreich doch das Land, in dem die FPÖ ihren Probelauf in Sachen Kulturkampf absolviert hatte. Zuvor hatte Jörg Haider in seinem Buch „Die Freiheit die ich meine“ die Marschrichtung vorgegeben. Seiner Analyse nach seien in Österreich „soziales und kulturelles Leben (...) weitgehend entkoppelt. Diesem Umstand ist es zu ‚verdanken’, dass es in einer bürgerlichen Gesellschaft mit einem marktwirtschaftlichen System die geistige Vorherrschaft der Linken im kulturellen Sektor gibt.“ (Haider, 73). Diese geistige Vorherrschaft müsse zuerst gebrochen werden, bevor man die Macht im Staat erringen könne. Denn, „ohne werteverteidigenden Kulturkampf ist eine Überwindung des linken Kulturfaschismus nicht möglich.“ (Haider, 230). Ob aus Übermut oder einem anderen Grund meinten die oberösterreichischen Freiheitlichen Mitte der Neunzigerjahre die Vorhut in diesem Kampf um die kulturelle Hegemonie geben zu müssen. Sie holten sich dabei zwar nur blutige Köpfe, aber es reichte, um uns im Jahr 2000 besonders wachsam sein zu lassen. Alleine, es kam nicht wie befürchtet. Denn Landesregierung und Gemeinden waren klug genug, um den neuen Bundeskurs in Sachen Kunst und Kultur nicht mit zu machen. Ja, die Förderpolitik des Landes Oberösterreich bemühte sich sogar vom Bund geschaffene Härtefälle bei Kulturinitiativen abzufedern, und der Landeshauptmann gefiel sich in der Rolle des Mentors, der seine schützende Hand über „seine“ Zeitkulturszene hält. Kurz, die Blödheiten der Bundesregierung wurden dermaßen von der Landesregierung gefiltert und teilweise bewusst korrigiert, dass oberösterreichische Kulturinitiativen, zumindest in ihrem unmittelbaren Bereich, keinen Schaden litten.

Es gibt allerdings noch einen zweiten Faktor, weshalb die angebliche Wende die oberösterreichischen Kulturinitiativenszene (noch) nicht erreicht hat. Die (einigermaßen ernst zu nehmende) Politik hat bereits vor einigen Jahren ihre Lektion, dass man sich in Sachen Kunst und Kultur am besten nicht kritisch zu Wort meldet, gelernt. Das bringt nur schlechte Schlagzeilen und man steht am Schluss meist als engstirniger Trottel da. Stattdessen wurden Entscheidungen an Gremien und den Verwaltungsapparat delegiert. Dies hat mittlerweile ein Ausmaß angenommen, dass kaum noch durchschaubar ist, wann und wo eine zustimmende oder ablehnende Entscheidung eigentlich gefallen ist, und wer dafür die Verantwortung trägt. Ein solcher Apparat reagiert träge auf politische Veränderungen, und oftmals wird sogar bewusst gegen die Politik gehandelt. Diese Trägheit ist allerdings auch jetzt wieder zu spüren. Die „Wenderegierung“ hat durch Gremien-, Beirats- und Postenbesetzungen Kollateralschäden verursacht, die mittlerweile doch bis Oberösterreich durchschlagen, und die auch nur schwer zu reparieren sind. Denn die Personen, die hier in neue Positionen gehievt wurden, traten nicht mit der Regierung ab, die dafür verantwortlich zeichnet. (So wie es eben davor auch war.)

Mit dieser Einschränkung der Kollateralschäden (die mit der Zeit wohl auch wieder weg zu bekommen sein werden), leben wir in Oberösterreich aber weiterhin ähnlich fröhlich, wie die Saporoger Kosaken auf Repins Bild.

Natürlich sehen wir die Leiden all jener, die sich als „bezahlte Opposition“ in den Dunstkreis der Herrschenden begeben haben. Die als Quer-, Vor- und Andersdenker jenes Korrektiv abgaben, das jede Regierung braucht um nicht völlig betriebsblind zu werden und sich ein wenig mit diesen Quälgeistern zu schmücken. Aber spätestens seit die Medici nach ihrer Rückkehr nach Florenz den armen Niccolò Machiavelli in den Kerker warfen, weiß jeder Mensch, der sich mit Politik beschäftigt, dass sich die neuen Fürsten ungern mit den alten Einflüsterern und Spaßmachern zufrieden geben. Wer sich in die Nähe der Macht begibt und von ihr abhängig wird, muss sich über kurz oder lang vor allem um die Absicherung seiner eigenen Position kümmern, um seinen Platz am Futtertrog und die Größe des ihm zugeteilten Löffels. Und wie sich Machiavelli im Kerker abmühte durch sein Werk „Der Fürst“ die Gunst der Medici zu gewinnen, so stürzen sich manche in immer neue Theorieproduktion. Und das mit einer Geschwindigkeit, dass man glauben könnte, sie befänden sich dabei im Kern der Kulturindustrie und seien der brutalsten, sich immer schneller drehenden, kapitalistischen Verwertungslogik unterworfen. Für viele Kulturinitiativen, die oft jahrelang an kleinen Veränderungen in der für sie relevanten Öffentlichkeit arbeiten, ist dieser schnelle Wechsel der gerade hippsten Theorieproduktion schon gar nicht mehr rezipierbar.

Aber dennoch gehört unseren Freundinnen und Freunden von der intellektuellen Front unsere ganze Liebe. Wenn sie Trost, Rat oder auch nur einen kleine Verschnaufpause brauchen werden wir sie in unserem Gebieten immer willkommen heißen und ihnen Schutz anbieten. Und wenn es wieder einmal sein muss, dann rüsten wir auch gerne wieder einmal zu einem gemeinsamen Waffengang.

Ansonsten kann ich nur feststellen, dass die sogenannte Wenderegierung wenig macht über uns hatte. Und auch der derzeitigen und den zukünftigen wird es nicht anders ergehen. Und wenn sie einmal glauben uns beschränken oder beschneiden zu müssen, dann wir unsere Antwort wohl ähnlich ausfallen wie die der Saporoger Kosaken an den türkischen Sultan 1676. Vielleicht verwenden wir auch die selbe Grußformel zum Abschied: Jetzt machen wir Schluss, weil wir den Tag nicht kennen und keinen Kalender haben, der Mond steht am Himmel, das Jahr und der Tag sind die gleichen wie bei euch, und deswegen küsse uns am Arschloch!“

Andi Wahl ist Bau- und Kulturarbeiter sowie Vorstandsmitglied des Kulturvereins KIPFAL in einem oberösterreichischen Kaff namens Niederneukirchen.

Mittwoch, 14. Mai 2008

Lieblingsbilder Teil 8


Alfred Kubin (1877-1959)
"Die andere Seite" war ein Roman den Alfred Kubin schrieb. Er wurde in Böhmen geboren und studierte in München, wo er auch dem "blauen Reiter" beitrat. Alfred Kubin ging seine eingenen Wege und so trennte er sich wieder von der Malergemeinschaft. Endgültig lies er sich in Zwickledt (Bez. Braunau) nieder. Kubins Bilder wecken Ängste. Er zeichnete die dunkle Seite des Lebens oder die Schattenseite. Auf jeden Fall erzählte er mit seinen Bilder von der anderen Seite des Menschen.

Dienstag, 6. Mai 2008

Lieblingsbilder Teil 7

Hieronymus Bosch (ca 1450 - 1516)


Hieronymus hieß Jeroen Anthoniszoon van Aken, aber da er in ’s-Hertogenbosch geboren war, so nannte er sich nach der Stadt. Seit vier Generationen war die Familie Maler. Man weiß wenig über seine Bilder, er hinterlies auch keine schriftlichen Aufzeichnungen. Die Bilder sind voller Symbole, die wir heute kaum verstehen:




Der Bär steht für die Todsünde „Zorn“
Die
Kröte – sie hockt meistens auf einer Person – steht für „Verdorbenheit“ (hockt sie auf dem Geschlechtsteil, wird dies als Anspielung auf die Todsünde „Wollust“ gesehen, hockt sie auf der Brust oder im Gesicht, kann dies auch eine Anspielung auf die Todsünde „Hochmut“ (Hoffart, Dünkel) sein.
Der Trichter, zumeist einer Person umgekehrt auf den Kopf gestülpt, steht für „Gemeinheit, betrügerische Absicht“ (der Träger des Trichters hat sich gegen den Himmel, das Auge Gottes abgeschirmt).
Die „Knochenschuhe“ weisen ihren Besitzer als bösen Menschen aus.
Der
Pfeil signalisiert ebenfalls „das Böse“, manchmal steckt er den Personen quer im Hut oder in der Mütze, manchmal durchstößt er die Körper, manchmal steckt er im Anus einer halbnackten Person (was auch eine Anspielung auf „Verdorbenheit“ ist).
Der
Krug steht häufig in Kombination mit einem Stock, manchmal ist er direkt darauf gespießt. Es ist eine sexuelle Anspielung, die auf „Wollust“ hinweist
(Wikipedia)



Im 20 Jahrhundert erinnerten sich die Surrealisten, die Träume und Unbewusstes malten, wieder an den alten Meister.




Die Versuchung des heiligen Antonius




Montag, 5. Mai 2008

Klaffenböck Kabarett






Bis zum letzten Platz füllte Erwin Klaffenböck den Pfarrsaal (ca 200 Pers.) Nach einer 2 stündigen Aufführung gab es viel Applaus. Die hervorragende Bewirtung erfolgte von der Familie Pevny.



Mittwoch, 16. April 2008

2. Konzert 2008


Am Sonntag den 13.April 2008 hörten wir Gerald Kraxberger, Klarinetten-Vladimir Petrov, Marimbaphon .

Sie spielten Werke von Johann Sebastian BACH,Evelyn GLENNIE , Philip PARKER u.a.m.

Ihren Interpretationen forderten zu einen genauen hinhören und mitfühlen heraus.













Mittwoch, 9. April 2008

Lieblingsbilder Teil 6

Samuel van Hoogstraten (1627-1678)

Stillleben kommt von "still liegen". Es gibt verschiedene Motive für Stillleben. Jagd, Geschirr, Gläser, Blumen .......... Eine spezielle Art ist "Trump'l oeil" (Täusche das Auge). Ein Meister dieser Malweise ist Samuel van Hoogstraten.



Freitag, 4. April 2008

Ludwig

Ludwig

Dramolett, vorzutragen in einem oberösterreichischen Dialekt.

von Andi Wahl



Mutter (steht am Herd und kocht das Abendessen)

Sohn (betritt den Raum): Griaß di.

Mutter: Griaß di.

Sohn: Du, Mama. Ban einakeima hob i gseng, dass o’gstocha hobts.

Mutter: Eh.

Sohn: Jetzt, mittn im Summa.

Mutter: Jo.

Sohn: Owa, mia haum ja gor kane Kitzal mehr g`hobt.

Mutter: Eh net.

Sohn: Hobts leicht a Goaß o’gstocha?

Mutter: Ah! (verneinender Laut)

Sohn: Jo, wauns ka Kitzal is und Goaß is a kane, wer hängt denn daun in da Fleischbaung?

Mutter: Da Ludwig.

Sohn: Da Ludwig! Jo warum denn da Ludwig?

Mutter: Jo wei na da Papa hoid o’gstocha hod.

Sohn: Spinnt denn der? Der kau do ned oafoch in Goaßbock o’stecha!

Mutter: Freilich kaun a. Host eh g’seng, dass a in da Fleischbaung hängt.

Sohn: Jo owa warum denn nur? Warum sticht da Papa auf amoi in Goaßbock o?

Mutter: Wei an hoid nimma hom mog.

Sohn (ruft aus): Wei an hoid nimma hom mog! Auf amoi? Wo a se do so gfreit hod, wiran griagt hod. Jedn Tog hod an biaschtlt und kampit. „Wiast seng“, hod a g’sogt, “wiast seng, mit den Bock wiad des a Goaßzucht, wias umadum ka zweite mehr gibt.“

Mutter: Eh.

Sohn: Jo, und der Bock hod ja a nix g’hobt. G’sund wora, de bestn Papiere hod a g’hobt und billig wora jo a ned grod.

Mutter: Na, billig woa der wirkli ned.

Sohn: Und brav deckt hod a. I kau mi nu so guat erinnern, wia eam da Papa tauft hod. „Ludwig“ hod da g’sogt, da Papa, „Ludwig soi a haßn. Ludwig, wia da Scharinger Wick va da Raiffeisn-Kassa. Wei mit dem Bock wiads mit unsara Goaßzucht aufwärts geh, wia mit da Raiffeisn-Kassa Oberösterreich.“

Mutter: Eh.

Sohn: Und auf amoi stichtn da Papa o. I vasteh des ned.

Mutter: Geh sei so guad, deck auf und schrei ihn Papa zan Essn.

Sohn (stellt Teller auf den Tisch, geht zum Fenster und ruft hinaus): Papa! Essn gibt’s. (Zur Mutter gewandt) Jetzt bin i g’spaunt, wos a sogt.

Vater (betritt gut gelaunt die Küche, küsst seine Frau auf den Scheitel und setzt sich zu Tisch): Host uns wida a guats Essn kocht, Mama. Des is gscheid. Mid an guadn Essn im Bauch, schaut die Wöd glei weit freindlicher aus.

Sohn (an den Vater gewandt) : Du host heid in Ludwig o’gstocha.

Vater (immer noch gut gelaunt): Jo. Noch ollen Regln der Kunst. Tscheast midn Schlochtschussapparat. Bum. Daun aun de Hintafiaß aufg’hängt, Guagl durchg’schnidn und oadendlich ausbliatn loßn. Bis aufn letztn Tropfm. A saubare Oawad.

Sohn: Jo, owa warum? Warum stichst du auf amoi in Goaßbock o?

Vater: Er hod den foischn Naum ghobt.

Sohn: Wieso den foischn Naum? Ludwig hoid, wia da Scharinger.

Vater: Genau.

Sohn (erstaunt): Wos host denn auf amoi gengan Scharinger?

Vater (lacht verschmitzt): De Froge is ned, wos i gegn eam hob, sondan wos gegn den hüft. Hom dad i an Schlochtschussapparat und a schoafs Messa. (Pause) Vielleicht eh des anzige wos höfad.

Sohn: Jo owa. Du host doch oiwei so vü g’hoidn, van Scharinger. Und auf amoi stichst in Goa?bock o, nua wei a so hoaßt wia er. Und Kredit host a g’riagt va da Raiffeisn-Kassa. Und jetzt woast auf da Bauan-Akademie. Do zoid jo a da Scharinger die Höfte.

Vater: Genau! Da Scharinger, der zoid nämlich üwaroi wos dazua. Dafia miassn a olle noch seiner Pfeifn taunzn. Und heit woa a söwa do, da Scharinger. Und do hob i gseng, wos des fia a präpotentes Oaschloch is. Dea hod ka anzige Widarede gön lossn. I hob mi so vü gifftn miassn, dass mi fost z’rissn hät. Und nu in Linz hob i ma gsogt: „Waunst ham kimmst, stichtst ois eastas in Goaßbock o.“ Und so hob is g’mocht. Jetzt is ma leichter, wiast siagst.

Mutter: Is eh recht, wauns da bessa geht. Owa wos soi mitn Fleisch van Goaßbock passiern?

Vater: Moch da kane Sorgn, Mama. Do kaf i nu a schens Stickl Schweinas und daun moch i draus a Wuascht. De wead i fest söcha, dass sche schwoaz wiad. Und z’Weinochtn essma daun die Sau-Bock-Wuascht-Ludwig. De wiad uns schmecka. Owa jetzt ess ma. Moizeit.

Mittwoch, 2. April 2008

Linz09 und die Negerkönige

„Hinaus aus der Stadt mit dem Schuft“ (frei nach Karl Kraus)

Kommentar von Andi Wahl

In einem Interview mit den Oberösterreichischen Nachrichten (12.3.08) meinte 09-Intendant Martin Heller zur Aussage des Phönix-Leiters Harald Gebhartl, dass sich das Phönix durch 09 seine Seele nicht rauben lasse: „Wir kennen das aus ethnologischen
Berichten: Mit dieser Begründung wollten sich Eingeborene nicht
fotografieren lassen. Das trifft die Sache ganz gut: Da wehrt sich
jemand dagegen, auf eine andere Weise wahrgenommen zu werden, als auf
die, die er kennt. Solche Sprache sagt wohl mehr über den Konflikt, als
auf den ersten Blick ersichtlich ist.“

Damit hat Heller entgültig die Hose runter gelassen und seine Position gegenüber der Freien Kunst und Kulturszene der Stadt Linz klar gestellt. Hier die eingeborenen Neger-Könige (Harald Gebhartl und Konsorten) dort die aufgeklärte Lichtgestalt und Zivilisationsbringer (Martin Heller). Als Ethnologe weiß Heller natürlich, dass er sich damit der Sprache eines Kolonialherren bedient. Er selbst sieht das sicherlich als bewusst gesetzte Provokation, und hält sich vielleicht sogar für mutig. Wir allerdings kennen das alles schon. Und was bei Thomas Bernhard und Claus Peymann noch aufrüttelnd und amüsant war, schmeckt bei Martin Heller wie ein dritter Aufguss – ein wenig schal.

Was Heller als Nicht-Österreicher vielleicht nicht wissen kann, ist, dass hier zu Lande künstlerische Hervorbringungen direkte gesellschaftliche Relevanz besitzen. So war beispielsweise der ehemalige Bundeskanzler und heutige Fraktionsführer der Volkspartei, Wolfgang Schüssel, in jungen Jahren für seine Gesangskunst bekannt. Mit seiner schönen Stimme hat er einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Etablierung der Rhythmus-Messen in Österreich geleistet. Und in eben diesen jungen Jahren hat er ein Liederbuch heraus gegeben, in dem auch ein damals gern gesungenes Lied enthalten war. Zwei Strophen diese Liedes möchte ich hier Herrn Heller ins Stammbuch schreiben:

Negeraufstand ist in Cuba

Schüsse gellen durch die Nacht

Weiße werden hin gemordet

und die Negertrommel kracht.

Auf den Flüssen schwimmen Tote

wie verkehrte Butterbrote

und der leichensüße Saft

gibt den Negern neue Kraft.


Angesichts des sich formierenden Widerstands der Freien Szene in Linz gegen die Intendanz von Linz 09, vielleicht bald wieder gern gesungenes Lied.

Doch Heller kann sich auf die fortgeschrittene Zivilisiertheit der Eingeborenen verlassen. Sie werden ihm schon nicht gleich den Bauch aufschlitzen. Vielleicht jagen sie ihn aber mit nassen Fetzen aus der Stadt. Das wäre eine angemessene Reaktion auf Hellers mutig-provokanten „Sager“.

Dienstag, 1. April 2008

Lieblingsbilder Teil 5

M.C. Escher (1898-1972)



Jeder Maler der gegenständlich malt, muß das Auge täuschen. Ein Bild ist nunmal zweidimensonal. Um "Raum" zu zeigen, wenden die Künstler allerlei Taschspielertricks an.

Ein Zeichner der sogar unmögliche Dimensionen zeigen konnte war M.C. Escher. Zwar schloss er in seinem Leben keine einzige Schule, die er besuchte ab, aber er wurde ein Meister der Optik.

Verfolgen sie einmal das fliesende Wasser!


Freitag, 28. März 2008

Lieblingsbilder Teil: 4


Max Ernst (1891-1976)


Als seine Schwester geboren wurde, fand Ernst seinen Lieblingspapagei tot in seinem Käfig. Seit diesem Erlebniss bedeuteten Vögel für den Maler etwas Dunkles Bedrohendes. Die Vermischung zwischen Vögel und Menschen ist immer wieder Thema seiner Bilder. Er zieht uns in eine andere Welt hinein, die seine Realität von Träumen bezieht. Als der zweite Weltkrieg begann, malte der Künstler das Bild. Max Ernst zeigt uns seine Ahnung der kommenden Kriegsjahre in seinem Bild. Die Welt verkleidete sich damals mit dem Waffenrock.

Die Einkleidung der Braut

Freitag, 14. März 2008

Eine Blumengeschichte (Alfred Vater)

In einer Beschreibung anno 1770 ist zu lesen:

Du angenehmes Zerbst, da deine Wunderblume
Von vielen Reisenden, zu deinem grossen Ruhme
Vorietzt beschauet wird: So bin ich auch dabey
Daß ich der Wunder Pracht getreuer Zeuge sey.

Die Geschichte dieser Blume begann 1720, Johann Daniel Unger übernahm die Stellung von seinem Vater Johann Gottfried Unger als Hofgärtner. Es war Frühling als eine kleine Agave vom Lustgarten zu Greitz nach Zerbst übersiedlete. Johann Daniel übernahm die Agave americana, eingesetzt in einem kleinen Geschirr. Er stellte sie in eine warme Kammer , in der Nähe seines Schreib und Arbeitsplatzes. Die Gabe Agaven in Kübeln zu halten und zur Blüte zu bringen wurde als außergewöhnliche Kunst betrachtet . Wenn dies gelang, so galt das als eine symbolische Auszeichnung für den Besitzer, den Fürsten und der Ruhm strahlte über den jeweiligen Hofgärtner.
Am ersten Abend als Johann Daniel sein Tagewerk beendet hatte , kehrte er zu der kleinen Agave zurück und begann mit ihr zu sprechen:
„Ich will Ihnen ein treuer Diener sein, Ihnen solle nichts fehlen und wenn es angenehm ist werden Sie wachsen und blühen , zu unser beiderlei Ehre.“
Er betrachtete die Pflanze, sie war dunkelgrün, die Blätter sahen wie Zungen aus , deren Rand gelb und mit Stacheln besetzt waren. Der Hofgärtner streichelte sie mit seinen Fingern, fuhr über die Blätter und fühlte die spitzen Stacheln.
Unter der fürsorglichen Pflege des Gärtner wuchs die Agave heran, musste oftmals umgesetzt werden bis sie eines Tages in einen Aloe-Turm gebracht wurde. (Damals in der Zeit des Barock gab es die Unterscheidung zwischen Agave und Aloe nicht.) Johann Daniel hatte eine gute Hand für tropische und südländische Stauden. Alles wuchs und gedieh und blühte- nur die Agave nicht.
Eines Abends stand er wieder bei seiner Agave americana.
„20 Jahre lassen Sie mich schon warten, obwohl ich kein schlechter Hofgärtner bin, will es mit Ihnen nicht geraten. Ich habe Frau und Kinder, Heim und Ansehen ,nur der Ruhm einer blühenden Agave wird mir nicht zuteil. Ich bau Ihnen ein neues Agavenheim , dort soll es aber nun recht sein zum blühen.“
Der Hofgärtner Unger entwarf einen achteckigen Turm , der vorwiegend aus Holz und Glas bestand. Der Fürst Johann August von Zerbst genehmigte den Bau und so erging der Bauauftrag an den Zimmermann Michael Paul Gleichner und an den Schlosser Christoph Günther. Nach den Plänen des Hofgärtners errichteten, Sie einen 30 Meter hohen Turm mit steilen Stiegen . Die Stiegen führten zu einem Rundgang in ca 10 m Höhe von dort sollte man die Blütenpracht der Agave bewundern können. Der Turm war mit einem Ofen für den Winter und Rollos für den Sommer bestückt, dadurch wurde die Raumtemperatur möglichst gleich gehalten. Die Jahre vergingen, bald wurden es vierzig Jahre der fürsorglichen Pflege. Man schabte Unmengen von Horn als Dünger, alles vergeblich - die Agave blühte nicht.
Hofgärtner Unger stand vor Ihr:
„Ich bin 60 Jahre alt, meine Kinder sind erwachsen und bald wird einer meiner Söhne übernehmen. Warum lässt Du mich so warten , bitte bitte blühe um meinen Schaffen einen krönenden Abschluß zu geben. Bitte bitte bitte.“
Die Agave hatte mittlerweile Blätter in der Länge von 2 Metern und konnte nur noch mit Flaschenzügen bewegt werden. Sie stand in einem gewaltigen Kübel der in den Landesfarben Sachsen- Anhalts grün-weiß- rot gestrichen war. Der Sohn Sebastian Georg übernahm die Stellung des Hofgärtners. Der alte Hofgärtner hatte sein ganzen Arbeitsleben bemüht, nur eine blühende Agave hatte sein Wirken nicht hervorgebracht.
Johann Daniel Unger stand mit 70 Jahren gebückt im Agavenhaus
„Du blühst nicht . Ich habe viel Geduld aufgebracht und wie dankst Du es mir. Du bist eine Schande. Du kannst nicht blühen, weil Du ein Unkraut bist .
Du Schmeißmatz –Du Trulle
Eine Sauwedel wie Du gehört umgehackt und verbrannt ..“
Die Agave begann zu zittern und dann schlug Sie mit einem grossen Blatt zu.
Am nächsten Morgen fand man die grässlich zugerichtete Leiche von Johann Daniel Unger im Turm.
In den nächsten Wochen trieb ein 10 Meter hoher Blütenstengel aus und nach zwei Monaten wurden 14264 Blüten gezählt. Von überall kamen Leute um sich dieses Wunder anzusehen.
Nach einem halben Jahr hatte sich die Agave so ausgezehrt, das sie im gleichen Jahr wie der berühmte Hofgärtner Johann Daniel Unger starb.

Freitag, 7. März 2008

1 Konzert im Pfarrsaal in Niederneukirchen


Am 24.02.2008 hatten wir ein hervorragenden Start. Es besuchten uns über 50 Zuseher.
Wir danken den Niederneukirchner Bäurinnen für die gute Bewirtung.